Die natürliche Wachsproduktion der Bienen
Die Produktion von Wachs ist für die Biene ebenso unverzichtbar und teil des Lebens wie die des Honigs. Ab dem 11. Tag aktivieren sich bei einem Teil der Stockbienen auf der Unterseite ihres Körpers acht Wachsdrüsen. Der frisch produzierte Wachs sammelt sich zunächst in einer sogenannten Wachstasche. Bei Bedarf wird er mit den Mundwerkzeugen und einem speziellen Sekret der Mandibeldrüse weichgeknetet um neue Zellen zu bauen, oder Beschädigungen zu erneuern. Der Wachs ist in diesem Stadium farblos, er färbt sich erst später gelb bis dunkelbraun, wenn er mit Pollen, Honig oder Brut in Kontakt kommt. Die Bienen benötigen sehr viel Energie in Form von Honig zur Produktion des Wachses.
Da Bienen -je nach Altersabschnitt- im Team für spezielle Arbeiten eingeteilt sind, geht es tatsächlich zu wie auf einer Baustelle. Zur effizienten Arbeitsweise verketten die Baubienen sich regelrecht. Einige Bienen produzieren frische Wachsplättchen und reichen diese weiter bis zur Baubiene direkt an der Wabe. Die dabei produzierte Wärme lässt den Wachs geschmeidig werden.
Auch für die Verdecklung des reifen Honigs verwenden die Bienen jungen Wachs. Der Honig hat dann einen stark reduzierten Wasseranteil (17% bis 18%).
Im Frühling kommt es im Bienenstock zu einem regelrechten Bauboom um Platz zu schaffen für die Brut. Während das Volk im Winter nur die unbedingt nötige Volksstärke von zw. 6.000 und 10.000 Bienen führt, um das Überleben der Kolonie zu sichern, wächst der Bienenstaat bis zum Sommer auf respektable 45.000 bis 60.000 Bienen an.
Verwendungsmöglichkeiten für Naturfreunde
Während der Honigernte müssen die Waben vor dem Schleudern entdeckelt werden. Nach den Honigernten wird der gesammelt Wachs durch mehrmaliges klären gereinigt. Übrig bleiben meist diese großen unhandlichen Blöcke.
Gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit werde ich oft angesprochen, ob ich denn auch Bienenwachs habe um mit den Kindern Kerzen zu gießen. Daher habe ich mir folgende Möglichkeit überlegt, um Bienenwachs besser portionieren zu können.
Kerzen gießen, Kerzen ziehen
Nun gibt es zum Kerzengießen natürlich mehrere Möglichkeiten. Man kann Kerzen in gekaufte Silikonformen (Kerze unten ca. 150 gr. Bienenwachs) gießen oder man kann Kerzen nach alter Art ziehen.
Hierzu wird der Wachs in einem Glas im Wasserbad auf ca. 60 °C bis 65°C erhitzt, bis der ganze Wachs geschmolzen ist. Man kann natürlich auch alte Dosen nehmen oder hohe Würstchen- oder Spargelgläser (schlanker), je nach gewünschter Länge der zukünftigen Kerze. Dann knotet man den Docht oben an ein kleines Ästchen. Ans unteren Ende kann man eine kleine Mutter festknoten. Nun können die Kinder den Docht am Ästchen ins Glas dippen und wieder trocknen lassen. Damit das untere Ende der Kerzen etwas dicker wird, taucht man nur das untere Drittel öfter ein und lässt es aushärten. Danach wieder den gesamten Docht. Sollte eine Kerze nicht die gewünschte Form bekommen haben, lässt man den Docht so lange im Topf, bis sich der Wachs wieder vollständig verflüssigt hat. Wenn die Kerze ihre endgültige Form hat, oder die Geduld der Kinder nachlässt, hängt man das Ästchen mit der Kerze zum aushärten an einen sicheren Ort.
Ein Tipp aus der Praxis: Sollte man das Gefühl haben, der Wachs bleibt nicht am Docht haften, ist der Wachs noch zu heiss. Etwas abkühlen lassen und nochmal versuchen.
Beachtet aber unbedingt: Kinder niemals unbeaufsichtigt lassen!!!
Normalerweise bereitet man eine Holzleiste mit jeweils zwei gegenüberliegenden Einkerbungen vor, legt dann zwei lange Dochte auf jeder Seite darüber, sodass beide Enden (also insgesamt vier Enden) herunterhängen. So ließen sich vier Kerzen gleichzeitig ziehen. Aber, es soll ja ein gemütlicher Abend zusammen mit den Kindern werden…
Den nicht gebrauchten Bienenwachs lässt man im Glas/Dose aushärten und kann ihn jederzeit (U.u. auffüllen) neu verwenden.
Kleine Info zu den verschiedenen Dochten:
Als Universaldocht für schmalere Kerzen (beim Kerzenziehen) hat sich der 3 x 7 Flachdocht bewährt (Kerzendurchmesser 18-20 mm).
Für dickere gegossenen Kerzen aus Bienenwachs verspricht der Runddocht ein ruhigeres Brennverhalten. Hier sollte allerdings die Laufrichtung des Dochts beachtet werden und die genaue Stärke. Meist zeigt ein Knoten an einem Ende des Dochts an, dass dieses Ende in der Kerze nach oben gehört. Diesen Knoten direkt nach Gebrauch am oberen Ende wieder einknoten. Oder es gibt ein eingeflochtenes V, welches nach oben offen sein sollte. Hier findet man z.B. eine fachkundige Erklärung.
Weitere Möglichkeiten
Ringelblumensalbe
Es gibt unzählige Möglichkeiten Pflege- oder Kosmetikprodukte herzustellen. So verwende ich meinen Bienenwachs für meine LipBalsamstifte für geschmeidige Lippen in der rauen kalten Jahreszeit. Oder ich stelle in kleinen Mengen Ringelblumensalbe für meine Familie und mich her. Ringelblumensalbe eignet sich hervorragend für trockene Hände und kleiner Kratzer. Neben pflegenden Eigenschaften wirkt sie entzündungshemmend und fördert außerdem die Wundheilung. Sie kann kinderleicht selber hergestellt werden. Es bedarf nur weniger Zutaten. Siehe auch hierzu meine Rubrik natürliche Pflege.
Bartpflege
Bartbalsam, Bartpomade oder Bartwichse. Verschiedenen Begriffe unterscheiden sich letztlich einzig in der Konsistenz. Ob man die Enden eines Schnurrbarts formgebend härten möchte, oder seinen Vollbart in seiner Form halt geben und pflegen möchte. Entscheidend ist der Öl-Anteil in der Mischung.
Was sollte drin sein, in der Mischung?
- Pflegende Öle (Pflege)
- Bienenwachs (Härte)
- Ätherisches Öl (Duft)
Öle:
– Jojobaöl
– Mandelöl
– Traubenkernöl
– Olivenöl
Wachs:
– Lanolin (Wollwachs)
Hautschützend und feuchtigkeitsregulierend, bildet einen Schutzfilm auf der Haut
Ätherisches Öl:
– z.B. Zedernholz, Sandelholz, Bergamotte.
Rezept:
– Bienenwachs 1 TL
– Sheabutter 1/2 TL
– Lanolin 1/2 TL
– Jojobaöl 1/4 TL
4 Tropfen Ätherisches Öl
Zubereitung:
Bienenwachs im Wasserbad schmelzen (nicht kochen! knapp über 60 °C) Sheabutter und Lanolin hinzufügen. Wenn alles flüssig ist, das ganze etwas abkühlen lassen. Dann das Ätherische Öl (sparsam verwenden!) hinzu geben und in kleine Tiegel abfüllen (Bilder folgen).
Bienenwachstücher
Eine weitere Möglichkeit um Einfluss auf den Verpackungswahnsinn zu nehmen ist ein neuer Trend aus UK. Eigentlich eine alte Sache, das Bienenwachstuch aus Baumwolle, wiederverwendbar, flexibel und wasserfest. Es ersetzt die Frischhalte- oder die Alufolie.
In einem Workshop kürzlich wurden uns zwei mögliche Methoden vorgestellt.
Zuerst musst du dir überlegen, für welchen Zweck du die Tücher benutzen möchtest. Schulbrote für die Kinder, Käse, geschnittenes Obst, Gemüse, eine Abdeckung für Schalen?
Davon hängt die Größe der unterschiedlichen Tücher ab. Für den Anfang würde ich vier bis fünf Tücher vorbereiten. Später sieht man ja, welche Tücher am meisten benutzt wurden. Davon kann man dann ja mehr herstellen. Der Stoff wird abgemessen und mit Bleistift oder Kuli markiert. Dann mit einer Zick-Zack Schere ein sauberer Rand geschnitten.
Wieviel Wachs benötige ich für ein Bienenwachstuch?
Für ein haushaltsübliches Tuch von ca. 40 cm x 40 cm benötigt man ca. 30 gr. Bienenwachs. Insgesamt rechne noch ein Paar Gramm hinzu, da einiges bei der Verarbeitung im Pinsel aushärtet und in der Schale verbleibt.
Bienenwachstücher selber herstellen.
- Bügeleisen-Methode
Bienenwachs in einem kleinen Behältnis (Kelle, Schokoladenschmelztiegel oder Marmeladenglas, siehe Bild oben) im Wasserbad bei ca. 65 °C schmelzen. Max. 5% Öl hinzu (z.B. Jojobaöl). Es sollte sich um ein Öl handeln, welches später nicht ranzig wird. (Manche benutzen dennoch Olivenöl, aus meiner Sicht auch ok) Nun habe ich noch von einer Variante mit Kiefernharz gehört. Es soll desinfizierend wirken. Dies habe ich jedoch noch nicht näher verfolgt. Wenn ihr nähere Info habt, gerne eine E-Mail an mich. In der Zwischenzeit zwei Lagen Backpapier vorbereiten. Die erste Lage Backpapier kommt unter das Tuch auf eine feuerfeste Unterlage, dann den zurecht geschnittenen Stoff auf das Backpapier legen. Wenn die der Wachs geschmolzen ist und sich mit dem Öl verbunden hat, kannst Du mit einem Pinsel den flüssigen Bienenwachs auf dem Stoff auftragen. Besonders auf die Ränder achten. Dann mit der zweiten Lage Backpapier auf den Stoff legen und mit dem Bügeleisen den Wachs erwärmen und im Stoff verteilen.
- Backofen-Methode
Backpapier vorbereiten. Backofen auf ca. 70°C vorheizen. Tücher wie oben beschrieben sauber ausschneiden. Den Bienenwachs ca. alle 3-4 cm in kleinen Streifen/Stücken auf dem Stoff verteilen. Ein paar Tropfen Jojobaöl mit der Pipette auftragen und in den Backofen. Der Bienenwachs sollte sich dann im Backofen verflüssigen und mit dem Öl verbinden.
Zum ausprobieren solcher Ideen bietet es sich an, Bienenwachs in sehr kleinen Mengen zu kaufen. Siehe die Minitafeln aus der Abbildung oben.
Reinigung und Pflege der Bienenwachstücher
Unsere ökologische Frischhaltefolie mit einem Lappen und lauwarmen Wasser (bei fetthaltigen Lebensmitteln wie . z.B. Käse natürlich auch mit einem Tropfen Spülmittel) abgewischen (keine Spülbürste!).
Ältere Wachstücher können wieder aufgearbeitet werden, indem man sie (auf Backpapier) in den Backofen gibt, oder -wie bei der Herstellung- zwischen zwei Lagen Backpapier mit dem Bügeleisen neu aufbügelt. Bei Bedarf kann man einzelnen Stellen neuen Wachs ausbessern.
Das ist doch mal wirklich ökologisch sinnvoll, oder?
Gute Anleitung und Erfahrungsberichte gibt es außerdem bei einbisschengruener, Johannarundel, Imker Pippir oder bei Beegut.